Die Frauen Union veranstaltete einen Besuch des SOS-Kinderdorfs in Worpswede, um die Bedeutung dieser Einrichtung aus erster Hand zu erfahren. Der Einrichtungsleiter, Joachim Schuch, begrüßte 15 Frauen und erwähnte nicht von ungefähr, dass gerade am Internationalen Weltfrauentag die Frauen Union des Landkreises Osterholz diese Einrichtung besucht, denn von den 171 Arbeitsplätzen der Einrichtung sind 140 Stellen mit Frauen besetzt.
Joachim Schuch informierte die Anwesenden über die SOS-Kinderdorf Organisation, die seit der Gründung im Jahr 1949 inzwischen in 133 Ländern aktiv ist, darunter in Deutschland mit 38 eigenständigen Organisationen. Der SOS-Kinderdorf Gründer, der Österreicher Hermann Gmeiner, legte 1963 den Grundstein am Rande des Künstlerdorfs Worpswede und am 14. April 1965 war der erste Bauabschnitt – sechs Familienhäuser, ein Gemeinschaftshaus und ein Werkstattgebäude – fertig gestellt.
Hermann Gmeiners Idee zur Gründung nichtstaatlicher und überkonfessioneller SOS-Kinderdörfer war es, verwaisten und verlassenen Kindern der Nachkriegszeit ein Zuhause, fernab der Metropolen, zu geben. Diese Idee hat sich seit Gründung der SOS-Kinderdörfer zumindest in den Industrieländern grundlegend geändert. Heute werden mehrheitlich Kinder betreut, deren leibliche Eltern ihre Erziehung nicht wahrnehmen können. Durch Vermittlung der Jugendämter werden sie temporär in den SOS-Kinderdorf Einrichtungen untergebracht. Dazu Joachim Schuch: „Wir ersetzen nicht die Familie.“ Die Einrichtung bietet eine Unterbringung bei gleichzeitiger unterstützender Zusammenarbeit mit den Herkunftsfamilien. Die Jugendämter überprüfen alle zwei Jahre die Familiensituation, ob die Kinder zurück in die Familien können.
Das SOS-Kinderdorf ist der größte Arbeitgeber Worpswedes und hat ein stationäres Platzangebot für 108 Kinder. Joachim Schuch stellte die Frage: „Was macht uns einzigartig?“ und gab gleich dazu die Antwort. „Es sind die langjährige Tradition, viele erfahrene Fachkräfte, viele langjährige Spender und 84% der stationären Aufnahmen sind Geschwisterkinder. Joachim Schuch: „Es wäre unverantwortlich, häufig sehr traumatisierte Geschwister auch noch zu trennen.“
Das SOS-Kinderdorf in Worpswede möchte ein verlässlicher Partner sein und arbeitet daher an einer ständigen Entwicklung neuer Angebote orientiert an dem Bedarf. Der Standort Worpswede hat sich über die Jahre um weitere Standorte mit unterschiedlichen Angeboten in Gnarrenburg, Osterholz-Scharmbeck, Lilienthal und Bremen-Nord entwickelt. So hat die Einrichtung einen „Offenen Treff, Frühe Hilfen, Kinder- und Jugendbüro“ im Bildungshaus im Campus in Osterholz-Scharmbeck oder einen „Pädagogischen Mittagstisch“ in Bremen-Nord gegründet. Auch in der Flüchtlingshilfe ist das SOS-Kinderdorf Worpswede aktiv. Zurzeit werden 30 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge betreut.
Zum Ende der Informationsveranstaltung gab Joachim Schuch einen kurzen Ausblick auf neue Projekte. Ein geplantes Projekt ist der Bau eines Kompetenzzentrums auf dem Areal des SOS-Kinderdorfs Worpswede, um dort durch gezielte Förderangebote das strategische Ziel „Mehr benachteiligte junge Menschen haben im Leben Erfolg“ zu intensivieren. Ein besonderes Anliegen vom Leiter des SOS-Kinderdorfes, Joachim Schuch, ist es, die Einrichtung öffentlich deutlich mehr einzubringen. Joachim Schuch: „Nur so können wir den Kindern eine Stimme geben.“ Der Vortrag endete mit dem Leitbild des SOS-Kinderdorfes „Wir schätzen unsere starken Wurzeln und gehen mutig neue Wege“. Die Vorsitzende, Dagmar Rohmert, bedankte sich im Namen der Kreis Frauen Union bei Joachim Schuch für die informativen und vielseitigen Einblicke in die Arbeit des SOS-Kinderdorfs Worpswede mit einem Büchergutschein für die geplante Bücherei im neuen „Kompetenzhaus“.
Bericht von Irene Maas